(Serie VA, Band 4), hrsg. von Johannes Behr, München 2022
Nach der 2020 erschienenen Partitur des Triumphliedes (V/5, hrsg. von Johannes Behr und Ulrich Tadday) wurde 2022 die Edition der beiden von Brahms angefertigten Klavierbearbeitungen des Werkes vorgelegt. Der Klavierauszug verbindet den vokalen Teil der Partitur (Doppelchor und Baritonsolo) mit einer zweihändigen Klavierübertragung des Orchestersatzes, das Arrangement ist eine vierhändige Klaviertranskription der vollständigen Partitur einschließlich der Vokalpartien. Letztere Bearbeitung ist demnach für eine rein instrumentale Ausführung bestimmt, enthält aber zur Information bzw. Erinnerung für die Spieler eine Unterlegung des vertonten Textes jeweils dort, wo die betreffenden Worte in der Originalfassung erstmals vorkommen.
Die Vokalpartien im Klavierauszug sollen nach Brahms’ Intention mit denjenigen in der Partitur identisch sein. Da die Partiturfassung des Werkes schon in der JBG erschienen ist, liegt die kritische Edition der Chor- und Baritonpartien hiermit bereits vor. Der vorliegende Band übernimmt den Notentext dieser Partien darum vollständig aus der Partituredition und verweist im Hinblick auf Lesarten und editorische Änderungen auf den dortigen Editionsbericht. Auch die Abschnitte zur Quellenbeschreibung und -geschichte sowie die Einleitung konnten durch Verweise auf entsprechende Teile des Partiturbandes schlank gehalten werden. Stärker als bisher rückten anlässlich dieser Edition Stecherregulierungen in zwei Bereichen in den Blick: In beiden Klavierbearbeitungen differenzierte Brahms in den autographen Stichvorlagen zwischen Staccatopunkten und „Strichpunkten“ (= Keilen). Im Klavierauszug wurden jedoch die Strichpunkte nur bis zu einer bestimmten Stelle gestochen und im Folgenden durchweg zu Staccatopunkten reguliert. Namenskürzel in der Stichvorlage lassen erkennen, dass hier drei verschiedene Notenstecher am Werk waren, von denen zwei jene Regulierung vornahmen. Die neue Edition stellt die von Brahms gewünschte Differenzierung durchgehend wieder her. Auch im Klavierarrangement wurden zunächst ausschließlich Punkte gestochen, allerdings später teilweise mit Strichpunkten überstochen. In diesem Fall muss Brahms also im Zuge der Korrektur angegeben haben, wo definitiv Strichpunkte erscheinen sollten. Eine zweite Regulierung betraf das Sforzatozeichen, das im Autograph des Klavierarrangements immer sf, im Stich aber durchweg sfz lautet. Da mehrere Umstände dagegen sprechen, dass Brahms diese Änderung selbst angewiesen haben könnte, wird sie in der JBG-Edition rückgängig gemacht.