Serenaden Nr. 1 D-Dur op. 11 und Nr. 2 A-Dur op. 16 sowie Akademische Festouvertüre c-Moll op. 80 und Tragische Ouvertüre d-Moll op. 81 im Arrangement für ein Klavier zu vier Händen

(Serie IA, Band 4), hrsg. von Michael Musgrave, München 2012

In diesem Band sind Brahms’ Klavierarrangements der beiden Serenaden Nr. 1 D-Dur op. 11 und Nr. 2 A-Dur op. 16 sowie der Akademischen Festouvertüre c-Moll op. 80 und der Tragischen Ouvertüre d-Moll op. 81 vereint. Die beiden Serenaden-Arrangements stellen die frühesten Brahms’schen Arrangements eigener Werke dar. Sie erschienen gegen Ende 1860 im Druck, kurz vor (op. 16) bzw. zusammen mit (op. 11) Orchesterpartitur und -stimmen. Eine längere Entstehungszeit weist dabei das etwas später erschienene Arrangement der 1. Serenade auf. Es entstand wenige Wochen nach der Aufführung des Werkes in seiner (verschollenen) Fassung für kleines Orchester, die am 28. März 1859 in Hamburg erfolgte, und zugleich vor der Umarbeitung zur Fassung für großes Orchester, die der Komponist Ende 1859 in Angriff nahm. Somit stellt das Arrangement eine werkgenetisch bedeutsame Verbindung zwischen der frühen und endgültigen Fassung des Werkes dar. Zahlreiche Detailabweichungen von der Orchesterfassung sind dabei einerseits auf die eigene klangliche Konzeption des Arrangements zurückzuführen, andererseits aber auch auf die frühere Fassung für kleines Orchester. Die größte Abweichung betrifft den Finalsatz, der im Arrangement sieben Takte kürzer ist als in der orchestralen Version. Einige konkrete Hinweise auf die frühe Gestalt des Werkes gibt das erhaltene Autograph des Arrangements, wo ursprüngliche Passagen unter Streichungen sichtbar blieben. Ebenso wie bei dem Arrangement zur 1. Serenade ist auch bei demjenigen zur 2. Serenade ein Autograph überliefert, das nicht als Stichvorlage diente. Anzunehmen ist, dass Brahms von seiner Erfahrung mit der 1. Serenade profitierte und das Arrangement erst anfertigte, nachdem die Orchesterfassung weitgehend endgültig konzipiert war. Waren Arrangements primär für die klangliche Vergegenwärtigung von größer besetzten Werken im privaten Rahmen konzipiert, ist vom Arrangement der 2. Serenade immerhin eine öffentliche Vorführung durch Brahms und Clara Schumann belegt, die das Arrangement am 30. November 1860 im Leipziger Konservatorium spielten.

Die Arrangements der beiden Ouvertüren entstanden im Sommer 1880 relativ kurz nach der betreffenden Orchesterfassung. Auch hier ist jeweils ein Autograph überliefert, das nun – anders als bei den Serenaden-Arrangements – als Stichvorlage diente. Im Fall des Arrangements zur Tragischen Ouvertüre hatte Brahms dabei ein (heute verschollenes) Autograph offenbar so stark überarbeitet, dass er es „noch einmal ganz abschreiben“ musste und die neue Niederschrift etwas später als das Arrangement des Schwesterwerkes beim Verlag einreichte. Aus der Phase der Drucklegung konnten zum Arrangement der Akademischen Festouvertüre ein relativ früher Vor- oder Korrekturabzug sowie ein späterer Vorabzug einbezogen werden. Insbesondere der erstgenannte Abzug belegt noch eine Reihe kompositorischer Korrekturen des Komponisten. Auch für die Tragische Ouvertüre ist ein Arrangement-Vorabzug erhalten. Nicht zuletzt tragen diese Abzüge, von denen zwei erst seit jüngerer Zeit zugänglich sind, dazu bei, den Ablauf der Drucklegung zu erhellen. Beide Ouvertüren-Arrangements erschienen noch vor Orchesterpartitur und -stimmen im März 1881 im Druck.

Der Anhang des Bandes enthält die Abbildung, Transkription, Beschreibung und Bewertung eines autographen Blattes zur 1. Serenade, das sich im Nachlass des in Hamburg wirkenden Musikers und Musiklehrers Theodor Avé-Lallemant befand und erst 2010 zugänglich wurde. Dieses Blatt stand höchstwahrscheinlich in Zusammenhang mit der oben genannten Aufführung des Werkes in Hamburg und dürfte zur Korrektur der handschriftlichen Streicherstimmen gedient haben. Nachdem im Rahmen der JBG der Serenaden-Band bereits vor Bekanntwerden dieser Quelle erschienen war, ließ sich diese nicht zuletzt deshalb sinnvoll in den Arrangement-Band integrieren, als auch sie eine Verbindung zur verschollenen frühen Fassung für kleines Orchester herstellt.