Ein- und zweihändige Klavierbearbeitungen von Werken anderer Komponisten

(Serie IX, Band 2), hrsg. von Valerie Woodring Goertzen, München 2017

Nach den bereits 2012 erschienenen vierhändigen Arrangements fremder Kompositionen (IX/1) hat Valerie W. Goertzen Im Jahr 2017 auch die ein- und zweihändigen Klavierbearbeitungen von Werken anderer Komponisten vorgelegt. Sechs dieser Stücke wurden von Brahms selbst ohne Opuszahlen im Leipziger Verlag von Bartholf Senff veröffentlicht: 1869 erschienen zwei Studien nach der Etüde f-Moll op. 25 Nr. 2 von Chopin bzw. nach dem Rondo-Finale aus Webers Klaviersonate C-Dur op. 24 (Anh. Ia Nr. 1/I–II); 1871 folgte ein Arrangement der Gavotte aus Glucks Oper »Iphigénie en Aulide« (Anh. Ia Nr. 2); 1878 schlossen sich drei weitere Studien nach Einzelsätzen aus Bachs Sonaten und Partiten für Violine solo an: das Presto aus der Sonate g-Moll BWV 1001 in zwei Bearbeitungen und – als einziges einhändiges Stück des Bandes – die Chaconne aus der Partita d-Moll BWV 1004 in einer Übertragung für die linke Hand allein (Anh. Ia Nr. 1/III–V). Außerdem umfasst die Edition drei Arrangements, die Brahms selbst unpubliziert gelassen hatte: eine kleine Trilleretüde von Czerny (Nr. 42 D-Dur aus den 100 Übungsstücken op. 139) in leicht veränderter Fassung (notiert ca. 1852, im Brahms-Werkverzeichnis fälschlich als Abschrift geführt unter Anh. Va Nr. 17), das Scherzo aus Schumanns Klavierquintett Es-Dur op. 44 in zweihändiger Bearbeitung (1854, Anh. Ia Nr. 7) und der kurze Satz »Gratieux sans Lenteur« aus Glucks »Iphigénie en Aulide« in Klaviernotation (wohl 1856/57, ebenfalls unrichtig als Abschrift geführt unter Anh. Va Nr. 19).

Mehrere weitere Werke anderer Komponisten wurden von Brahms nachweislich in eigenen Klavierfassungen gespielt, die er wohl nie schriftlich aufzeichnete. Einige dieser Bearbeitungen, zu denen immerhin Sekundärquellen (Programmzettel, Aufführungsberichte, Notenexemplare mit Eintragungen bzw. eine Tonaufzeichnung) vorhanden sind, werden in der Einleitung des Bandes vorgestellt: Toccata F-Dur BWV 540/1 (Anh. IIb Nr. 1) und Fantasie G-Dur BWV 572 (BraWV deest) von Bach, Finalsatz des Streichquartetts C-Dur op. 59 Nr. 3 von Beethoven (Anh. IIb Nr. 2), zwei Märsche C-Dur op. posth. 121, D 968B, und Scherzo aus dem Oktett F-Dur op. posth. 166, D 803, von Schubert (Anh. IIb Nr. 3 und 4) sowie Polka-Mazur »Die Libelle« op. 204 von Josef Strauß (BraWV deest).

Ein in Brahms’ Nachlass überliefertes Arrangement von Schuberts Impromptu Es-Dur op. 90 Nr. 2, D 899, welches im Brahms-Werkverzeichnis unter den »Zweifelhaften und untergeschobenen Werken« angeführt wird (Anh. IV Nr. 2), bleibt aus der Edition ausgeschlossen. Auch nach dem Wiederauftauchen der zwischenzeitlich verschollenen einzigen Quelle, eines Manuskripts von unbekannter Hand, ist eine Urheberschaft von Brahms nicht hinreichend gesichert. Um weitere Forschungen hierüber anzuregen, ist diesem ungeklärten Fall jedoch ein Kapitel der Einleitung (einschließlich einer Faksimile-Abbildung) gewidmet.

Ebenfalls nicht aufgenommen wurden die zweihändigen Bearbeitungen der vier im Original vierhändigen Schubert-Ländler D 814, die im Werkverzeichnis noch Brahms zugeschrieben wurden (Anh. Ia Nr. 6), nach jüngeren Erkenntnissen aber vom Wiener Verleger J. P. Gotthard stammen (siehe hierzu Johannes Behr: Franz Schuberts 20 Ländler D 366 / D 814 – nicht bearbeitet von Johannes Brahms, in: Die Musikforschung, Jg. 64 [2011], Nr. 4, S. 354–363).