Die alte Brahms-Gesamtausgabe

Die alte Brahms-Gesamtausgabe (Johannes Brahms. Sämtliche Werke) wurde von der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien hauptsächlich in den Jahren 1926–1927 herausgegeben, im Januar 1928 kamen zwei letzte Bände zur Auslieferung. Erarbeitet wurde die alte Gesamtausgabe von Brahms’ Vertrautem Eusebius Mandyczewski und dessen Schüler Hans Gál. Dass sie in solch ungewöhnlich kurzer Zeit an die Öffentlichkeit gebracht werden konnte, war nicht zuletzt deshalb möglich, weil die Herausgeber sich bei ihrer editorischen Arbeit weitgehend auf die Handschriften und gedruckten Handexemplare aus dem Nachlass des Komponisten beschränkten, die sich im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien befinden. Zwar umfasst dieser Bestand zahlreiche unverzichtbare Quellen, doch blieben viele weitere überlieferte Autographe ebenso wie ein Großteil der abschriftlichen Stichvorlagen, der späteren Druckauflagen sowie der Stimmenquellen unberücksichtigt. Die Revisionsberichte der Bände beschränkten sich in vielen Fällen auf die Nennung des Handexemplars und erscheinen heute insgesamt kaum mehr zureichend.

Nicht veröffentlicht wurden Brahms’ Klavierauszüge und Klavierarrangements eigener Kompositionen, obgleich diese Fassungen pianistisch attraktiv sind und für die Verbreitung von Brahms’ Schaffen einst höchst bedeutsam waren. Unberücksichtigt blieb auch der weite Bereich der Bearbeitungen und Aufführungsfassungen, die Brahms von den Werken anderer Komponisten anfertigte.

Seit 1976 wurde daher zunächst die Diskussion über die Notwendigkeit einer neuen Gesamtausgabe mit der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien gesucht. Dies führte 1981 zur konkreten Vorbereitung des neuen editorischen Vorhabens durch die Verbindung mit dem G. Henle Verlag; daraufhin folgten die Gründung der Vereinigung Johannes Brahms Gesamtausgabe, die Einrichtung der wissenschaftlichen Arbeitsstelle an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und 1991 schließlich die Finanzierung der JBG seitens der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften im Rahmen des Akademienprogramms.

english version

The old Brahms complete edition

The old Brahms complete edition was published by the Gesellschaft der Musikfreunde in Wien mainly in 1926-1927, in January 1928 the last two volumes followed. It was compiled by Brahms‘ trusted associate Eusebius Mandyczewski and his pupil Hans Gál. The fact that it could be made public in such an unusually short time was largely possible because the editors mainly restricted themselves to the manuscripts and printed personal copies from the estate of the composer, which are in the Gesellschaft der Musikfreunde in Wien’s archives. Although this inventory includes numerous vital sources, many other surviving original manuscripts, as well as a large proportion of the engraver’s copies, the subsequent print runs as well as the part sources were not taken into account. The reports included in the volumes limited themselves in many cases to naming the personal copy, and today no longer seem adequate.

Brahms‘ piano scores and piano arrangements of own works were not published either, although these versions are musically attractive, and were once highly significant for the spread of Brahms‘ work. Also not considered were the wide range of arrangements and performance versions, done by Brahms from the works of other composers.

Therefore, since 1976, discussions were sought with the Gesellschaft der Musikfreunde in Wien regarding the need for a new complete edition. In 1981, this led to specific preparation for the new editorial project, through the partnership with G. Henle Verlag; this was followed by the foundation of the Johannes Brahms Gesamtausgabe e.V. (non-profit association for the Johannes Brahms complete edition), the establishment of the research unit at Kiel University, and finally in 1991 by the financing of the JBG by the programme of the Union of German Academies.