(Serie IIA, Band 2), hrsg. von Katrin Eich, München 2023
Nachdem im Jahr 2019 der Band mit den Streichquintetten op. 88 und op. 111 sowie dem Klarinettenquintett op. 115 erschienen ist (II/2, hrsg. von Kathrin Kirsch), folgten 2023 die von Brahms angefertigten vierhändigen Klavierarrangements der Streichquintette. Zu beiden Arrangements ist jeweils eine autographe Klavierpartitur erhalten: Diese diente für das Arrangement des 1. Streichquintetts op. 88 als Stichvorlage, für das Arrangement des 2. Streichquintetts op. 111 als Vorlage für die (heute verschollene) abschriftliche Stichvorlage. Der Hinweis im Brahms-Werkverzeichnis, dass auch das Autograph zum Arrangement von op. 111 Stichvorlage gewesen sei, war dabei zu korrigieren. Denn bei den enthaltenen Eintragungen von fremder Hand handelt es sich nicht um die üblichen Stechervermerke, sondern vielmehr um Notizen des Kopisten William Kupfer, die auf eine Einteilung seiner Abschrift hinweisen. Außerdem ist Kupfers Arbeit durch eine an Brahms gerichtete Rechnung belegt, auf der der Kopist u. a. seine Abschrift des Arrangements vermerkte. Kupfers Eintragungen im Autograph ließen im Verbund mit den Angaben auf der Rechnung und mit vergleichenden Untersuchungen Rückschlüsse auf Gestalt und Umfang der verschollenen abschriftlichen Stichvorlage zu. So ist davon auszugehen, dass Kupfer kein Partiturnotat vornahm, sondern die Primo- und Secondo-Partie wie in der für den Druck üblichen Aufteilung stimmenmäßig auf jeweils gegenüberliegenden Seiten niederschrieb.
Sind bei den Hauptfassungen zumindest für op. 88 mehrere Korrekturabzüge erhalten, die eine detaillierte editorische Einschätzung der Drucklegung ermöglichten, ist dies bei den Arrangements nicht der Fall. So blieb der Prozess der Drucklegung hier bis auf wenige Hinweise im Briefwechsel mit dem Verleger Fritz Simrock und dem Geigerfreund Joseph Joachim im Dunkeln. Im Fall des Arrangements von op. 111 war durch das Fehlen der abschriftlichen Stichvorlage als Bindeglied zwischen Autograph und Druck darüber hinaus in der Regel nicht zu entscheiden, ob (mutmaßliche) Textdefizite im Druck durch Kopisten- oder Stecherfehler entstanden.
Anders als bei den Streichquintetten erstellte Brahms beim Klarinettenquintett op. 115 das vierhändige Klavierarrangement nicht selbst. Seinem Verleger Simrock empfahl er hierfür Theodor Kirchner; schließlich übernahm Paul Klengel die Arbeit. Im Vorfeld der Drucklegung erhielt Brahms das Arrangement zur Ansicht, woraufhin er nach eigener brieflicher Aussage gegenüber Simrock noch korrigierend eingriff. In welchem Umfang dies geschah, lässt sich jedoch nicht klären. So wurde das Arrangement in die vorliegende Edition nicht aufgenommen, doch sind die Umstände von Brahms’ Beteiligung daran in der Einleitung dargelegt.